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Schlauch dran und Wasser marsch!

Warum das so einfach nicht funktioniert, möchte ich in diesem Artikel mal erklären.

Ausgangspunkt:

Der See erwärmt sich im Sommer; und seit die Sommer immer länger und heißer werden, erwärmt sich der See auch um so mehr. Die Empfehlung des Amtes lautet: "Sollte sich der See über 24 Grad erwärmen, wird empfohlen Wasser zuzuführen". Das liest sich in etwa so: "Im Falle großen Hungers wird empfohlen, Nahrung zu sich zu nehmen".

Idee:

Wir schnallen den Schlauch an den Hydranten, lassen Wasser in den See laufen, dann ist er wieder kühler und es kann nichts passieren.

Realität:

Das funktioniert nicht. Wir hatten das vor Jahren einmal probiert und festgestellt: Es geht nicht und es dauerte nahezu 2 Jahre bis der See wieder normal funktionierte. Was war denn da passiert?

See-Technik:

Ohne viel Nachdenken klingt es verlockend: Man lässt kaltes Wasser in den See laufen, dadurch kühlt er sich ab und alles ist wieder im grünen Bereich. Leider funktioniert das nicht, wir haben da einige Hürden:

  • die Physik (Mathematik)
  • die Gesetze
  • die Thermodynamik
  • die Biologie

Also schauen wir uns das der Reihe nach an:

Wir haben 1300 m³ Wasser im See mit einer Temperatur von 24 °C. Aus dem Hydranten kommt Wasser mit 20°C. Wir möchten den See um 1°C abkühlen auf 23°C.

 

Was sagt die Physik:

Zuerst bilden wir die Differenzen: 24 - 23 = 1 und 23 - 20 = 3. Das heißt wir nehmen das Mischungsverhältnis 3:1. Also: 3 Teile Wasser mit 24°C und 1 Teil Wasser mit 20°C, mischen es und erhalten 4 Teile Wasser mit 23°C.

Umgelegt auf den See heißt das: Im See sind 4 Teile Wasser (er ist voll). Wir müssen 1 Teil davon entfernen ( 325m³) und durch ebensoviel Wasser aus dem Hydranten ersetzen, denn 3 Teile Wasser mit 24°C (= 975m³) und 1 Teil Wasser mit 20°C (=325 m³) ergeben 4 Teile Wasser (=1300m³) mit 23°C.

Im Klartext: ein Viertel des Seewassers muss ersetzt werden.

 

Was sagen die Gesetze:

Wenn wir augenblicklich 325 m³ Wasser aus dem See durch 325m³ Wasser aus dem Hydranten ersetzen , dann müssen 325m³ irgendwohin verschwinden. Die dürfen wir nicht einfach so in den Kanal laufen lassen. Also muss das die Feuerwehr abpumpen. Das dauert einige Zeit. Dann kommt das "Schlauch dran und Wasser marsch!". Um die Wasserversorgung in Obsteig nicht zusammenbrechen zu lassen, wurde uns auferlegt, nie mehr als 1 m³ pro Stunde einzuschalten. 1000 Liter pro Stunde.

Wer jemals eine Badewanne volllaufen hat lassen, weiß dass das doch eine Zeit lang braucht und etwa 120 Liter benötigt. Also sind 1000 Liter pro Stunde gar nicht so wenig.

Aber es dauert dann 325 Stunden = 13,5 Tage.

 

Was sagt die Thermodynamik:

Wasser erwärmt sich durchaus durch Sonneneinstrahlung (Tags) und Abkühlung (Nachts) um 0,1 Grad pro Tag. Womit wir nach 13 Tagen knapp 1°C wieder erwärmt hätten.

 

Was sagt die Biologie:

Durch diese Aktion hat sich die Wassertemperatur nicht wirklich abgesenkt, dafür haben sich aber die Nährstoffe durch das Frischwasser enorm erhöht. Das führt zu einem verstärkten Wachstum von Algen und allen Pflanzen, die sich über Nährstoffe freuen. Üblicherweise nennt man so eine Aktion einen "Schuss ins Knie".

Meine persönliche Meinung: die Personen, die ein Zuführen von Wasser empfehlen, haben keine Ahnung und keine Ausbildung dafür. Aber ich bin lernbereit und lass mir gerne erklären, was sich dazu gedacht wurde.

 

Erfahrungswerte:

Wir haben das einmal gemacht. Die gesamte Schotterzone lag tagelang im Trockenen und am Ende war der See ein oder zwei Tage etwas kühler und dann 2 Jahre lang sehr algig.

Die beste Abkühlung ist nach wie vor Regen, denn das Wasser ist nährstoffarm und hat meistens nur 10 - 15°C. Ein starker Regen kühlt also am meisten ab.

Das Nachfüllen mit Frischwasser ist eine Notaktion wenn der Wasserstand wirklich zu tief wird. Ich habe 2019 2 mal 5 Tage lang Wasser zugeführt, das waren knapp 160 m³, das sind wesentlich mehr, als ich allein in meinem Haushalt im Jahr verbrauche.

Ich weiß leider nicht, was sich manche Leute vom Amt bei ihren Empfehlungen denken. Ich weiß aber, dass sie keine Ahnung von einem Badesee in unserer Größenordnung haben.

 

Alternativen:

Ja, die gibt es. Und wer bereit ist, ein wenig Physik mit Mathematik zu garnieren, der kann dazu beitragen, dass der See im Sommer etwas kühler wird.

Ein wenig Geduld, ich bereite das gerade vor...